Seit November 2017 ist Thiago de Carvalho Zakrzewski beim Rhein-Kreis Neuss Koordinator für kommunale Entwicklungszusammenarbeit. Seine Schwerpunkte sind vielfältig: Sowohl Partnerschaftsarbeit mit Süd-Kommunen als auch Fairer Handel und Faire Beschaffung gehören zu den Themen des Halb-Brasilianers. Die Stelle des 30-jährigen gebürtigen Esseners wird von der Servicestelle „Kommunen in der Einen Welt“ aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert.
Der Rhein-Kreis Neuss wurde 2010 erster Fairtrade-Kreis Deutschlands und wurde jetzt rezertifiziert. Wie holen Sie sich immer wieder neue Impulse für den Fairen Handel?
Fairtrade-Arbeit ist immer auch Netzwerkarbeit. In der Kreisverwaltung arbeiten das Presseamt und das Planungsamt eng zusammen und beziehen in der Steuerungsgruppe viele Partner aus dem Kreis mit ein. Neue Ideen holen wir uns auch bei überregionalen Treffen. So war ich zuletzt zusammen mit Vertretern aus anderen NRW-Fairtrade-Towns bei einer Veranstaltung in Köln, der Fairen Welthauptstadt 2018.
Wie viele Städte und Kreise in NRW sind schon Fairtrade Town?
Schon jetzt liegt die Zahl bei 130 Fairtrade Towns. Weitere 23 haben sich für diesen Titel beworben. Im Rhein-Kreis Neuss sind Neuss, Dormagen und Jüchen schon als Fairtrade Town zertifiziert, Grevenbroich und weitere Kommunen im Kreis sind ebenfalls an dem Titel interessiert. Gern beraten wir diese Städte und Gemeinden und unterstützen sie auf dem Weg zur Fairtrade Town.
Sie setzen sich auch für faire Beschaffung ein. Was kann man sich darunter vorstellen?
Kommunen können durch ihren Einkauf einen großen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten. Das heißt, bei der Vergabe von Aufträgen sollten sie bestimmte Sozialstandards und Umweltkriterien einhalten. Die Grundlagen dafür bietet das Vergaberecht.
In welcher Form streben Sie eine Partnerschaftsarbeit mit lateinamerikanischen Kommunen an?
Dies könnte durchaus die Fortführung der langjährigen Zusammenarbeit des Kreises mit Kolumbien sein. Wichtig ist, dass beide Partner von der Zusammenarbeit profitieren und ein reger Austausch stattfindet. Wir könnten zum Beispiel in den Bereichen erneuerbare Energien und Abfall-Entsorgung unterstützen, aber auch die Themen Infrastruktur, Medizin und Bildung könnten eine Rolle spielen. Zurzeit läuft noch die Recherche. Wir würden gern an bestehende Kontakte anknüpfen und freuen uns über Anregungen.
Sie haben nach Ihrem Studium praktische Erfahrungen in verschiedenen Ländern Lateinamerikas gesammelt. Wie gefällt Ihnen die Arbeit an einem Schreibtisch in einer Verwaltung?
Ich fühle mich im Planungsamt sehr gut aufgenommen. Die Themen machen mir Spaß, und der Austausch untereinander ist super. Des Weiteren habe ich bei meiner Arbeit viel Gestaltungsspielraum.