Ob energetische Sanierung, „smarte“ Gebäudetechnik oder der Einsatz von Photovoltaik-Anlagen – der Rhein-Kreis Neuss investiert bei seinen Immobilien kräftig in den Klimaschutz. Das geht aus einer aktuellen Zwischenbilanz hervor, die die Verwaltung vorgelegt hat. „In Sachen Klimaschutz bleibt der Gebäudesektor in Deutschland bisher hinter seinen Möglichkeiten zurück. Dabei ist die Energieeffizienz von Gebäuden ein wesentlicher Faktor, um auch bei der Energiewende voranzukommen“, so Landrat Hans-Jürgen Petrauschke. Ein Grund mehr, weshalb der Kreis eine Vorreiterrolle übernehmen wolle.

Die energetische Sanierung seiner Immobilien ist bereits seit Jahren ein Schwerpunkt der Bauunterhaltung des Kreises. „Je mehr alte Gebäude energetisch saniert werden, desto mehr schädliches Kohlendioxid kann eingespart werden“, betont Baudezernent Harald Vieten. Um Nachhaltigkeit noch stärker in den Fokus zu rücken, hat der Dezernent mit „seinen“ Architektinnen und Architekten eine Informationsfahrt zum Rathaus Venlo in den Niederlanden organisiert, das als Paradebeispiel für nachhaltiges Bauen gilt. Die dort gewonnenen Erkenntnisse in Sachen Energieeffizienz und Klimaschutz wurden in die strategischen Vorgaben für das Amt für Gebäudewirtschaft eingebettet.

In den kommenden Jahren bilden vor allem Projekte in den Kreisschulen einen Schwerpunkt der Fachleute. Geplant sind mehrere Vorhaben wie die Sanierung und Modernisierung des Berufsbildungszentrums in Dormagen sowie Erweiterungsbauten an der Herbert-Karrenberg-Schule in Neuss und an der Mosaik-Schule in Grevenbroich mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von rund 16 Millionen Euro. Alle Bauvorhaben sollen in nachhaltiger und ökologischer Bauweise ausgeführt werden.

Dabei ist es für Dezernent Vieten ein erklärtes Ziel, verstärkt mit Holz zu bauen. „Als Baustoff bietet Holz viele Vorteile. Das nachhaltige und günstige Material ist ein Kohlendioxid-Speicher und steht in Deutschland ausreichend zur Verfügung“, heißt es. Außerdem prüft das Amt für Gebäudewirtschaft, Venlos umweltfreundlichen Ansatz „Cradle to Cradle“ („Von der Wiege zur Wiege“ oder „Vom Ursprung zum Ursprung“) umzusetzen. Bevorzugt soll daher der Einsatz von nachhaltigen, recycelten oder recycelfähigen Materialen erfolgen.

Darüber hinaus werden die Gebäude des Kreises durch den Einsatz „smarter“ Technik noch energieeffizienter und mehr Kohlendioxid sparen. Das Leitsystem von 1995 zur Steuerung von Raumluft- und Heizungsanlagen wird sukzessive saniert und auf ein neues digitales System umgestellt. Die bisher nicht in die Leitstelle des Amtes für Gebäudewirtschaft integrierten Gebäude wie die von der Stadt Neuss übernommene Herbert-Karrenberg-Schule sollen künftig daran angebunden werden.

Ziel ist es unter anderem, den Hausmeistern die Steuerung des Systems über Tablets zu ermöglichen. Die zentrale Programmierung und Steuerung soll über ein neues Leitsystem im Amt für Gebäudewirtschaft erfolgen. Bisher wurden dafür 352 000 Euro investiert. Weitere 2,3 Millionen Euro sollen vorbehaltlich entsprechender Mittelbereitstellung im Haushalt bis 2025 für die Umrüstung bestehender Anlagen auf „smarte“ Technik ausgegeben werden. Im Rahmen der Sanierung werden auch Kessel- und Raumluft-Anlagen beziehungsweise Deckenstrahlungsheizungen modernisiert und gegen energieeffizientere Anlagen zur Kohlendioxid-Einsparung ausgetauscht. Dazu beträgt die erforderliche Investitionssumme weitere zwei Millionen Euro.

Ein weiterer wichtiger Baustein zum Klimaschutz ist der Einsatz von Photovoltaik-Anlagen auf kreiseigenen Gebäuden. Im Dezember 2020 erfolgte die erste Anlage dieser Art auf dem Dach der Michael-Ende-Schule in Neuss. Im zweiten Quartal 2021 wird die Einrichtung auf dem Dach des Gesundheitsamts in Grevenbroich vollendet. Danach sind die Berufsbildungszentren Neuss-Hammfeld, Grevenbroich und Dormagen an der Reihe. Das Amt für Gebäudewirtschaft hat den permanenten Auftrag, bei künftigen Dachsanierungen oder Neubauten die Installation von Photovoltaik-Anlagen und Gründächern zu prüfen.

Die Kreisverwaltung nutzt für ihre Umwelt-Projekte eine Vielzahl von Zuschüssen des Bundes und des Landes. Um die verschiedenen, zum Teil ineinandergreifenden und inhaltlich komplexen Förderprogramme unter die Lupe zu nehmen, wurde eine „Stabstelle zentrales Fördermanagement Bauen“ im Amt für Gebäudewirtschaft eingerichtet.