Leichtes Aufatmen in Neuenhausen. In den vergangenen Wochen wurde verstärkt über die Planungen eines Gewerbegebiets berichtet, welches direkt an den Neuenhausener Welchenberg (eines der Landschaftsschutzgebiete im Rhein-Kreis Neuss) angrenzen sollte. Viele kritische Stimmen wurden laut – womöglich tragen die frühen und wehementen Unmutsbekundungen nun Früchte. Dazu erklären SPD, Grüne, Mein Grevenbroich sowie Grevenbroichs Bürgermeister Klaus Krützen:
„Strukturwandel benötigt Fläche. Aber Strukturwandel benötigt auch Akzeptanz“, erklärt der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Grevenbroich, Daniel Rinkert. „Deshalb haben wir uns entschlossen, im Rahmen der laufenden Regionalplanänderung auf die Umwandlung der Fläche unterhalb des Welchenbergs für eine zukünftige gewerbliche Nutzung zu verzichten. Das Gebiet des Kraftwerks Frimmersdorf wird sich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten stark verändern. Darin steckt auch die große Chance, die Lebensqualität der umliegenden Orte aufzuwerten, einschließlich Neuenhausen. Deshalb wollen wir auf diese vergleichsweise kleine Fläche verzichten.“
Auch vor dem Hintergrund beschränkter planerischer Ressourcen mache es Sinn, sich auf Flächen zu konzentrieren, die mehr Potentiale und weniger Widerstände versprechen. „Wir sollten nicht wertvolle Energie und Zeit in die Entwicklung von Flächen stecken, die mit großer Wahrscheinlichkeit nie bebaut werden und die durch ihre Kleinteiligkeit auch keine wirkliche Bedeutung für das Gelingen des Strukturwandels haben. Diese Ressourcen, auch was die Herstellung von Akzeptanz für diese Fläche angeht, können besser eingesetzt werden“, ergänzt die Vorsitzende der Fraktion Mein Grevenbroich, Martina Suermann-Igné.
Ökologie, historische Tradition und Naherholung wurden bislang zu wenig berücksichtigt, findet der Vorsitzende der Fraktion Bündnis 90 / die Grünen, Dr. Peter Gehrmann. „Jenseits der Landstraße ist genügend Entwicklungspotential für Gewerbe und Industrie. Mit einer ökologischen Aufwertung dieser Fläche stärken wir den Standort Grevenbroich, weil wir ihn attraktiver für Fachkräfte machen, die bei uns nicht nur arbeiten, sondern auch leben möchten. Mit Blick auf den Klimawandel ist es wichtig, sich bei jeder Fläche genau zu fragen, ob es wirklich notwendig ist, sie zu versiegeln. Bei dieser Fläche gewinnen wir durch eine ökologische Entwicklung für die Stadt mehr, als durch wenige Hektar Gewerbefläche.“
Die Ratsmehrheit weiß dabei auch Bürgermeister Klaus Krützen an ihrer Seite. „In den letzten anderthalb Jahren, seitdem die Änderung des Regionalplans auf den Weg gebracht wurde, haben sich an anderer Stelle im Stadtgebiet, insbesondere im Umfeld des Kraftwerks Neurath, andere Möglichkeiten für die Entwicklung von zusätzlichen Gewerbe- und Industrieflächen konkretisiert. Vor diesem Hintergrund ist es vertretbar, auf die Fläche direkt am Welchenberg zu verzichten. Die Verwaltung wird dies der Bezirksregierung kurzfristig mitteilen, da ich erkenne, dass eine Mehrheit im Stadtrat hinter dieser Position steht. Mit der Entwicklung der Kraftwerksfläche wollen wir den Süden der Stadt voranbringen. Mit unserer Idee der Smart City Frimmersdorf kann dort ein echtes Highlight entstehen. Die umliegenden Orte müssen von dieser Entwicklung auch profitieren. Der Verzicht auf die kleine Fläche am Welchenberg ist ein Teil davon.“
Die weiteren Entwicklungen werden nun mit Spannung erwartet.