Wenn Bertram Büchel von seinem Hobby erzählt, richtet sich sein Blick in die Ferne. Der 60-jährige Leiter des Sozialen Dienstes im Caritashaus St. Aldegundis in Kaarst-Büttgen reist für sein Leben gern. Zuletzt fuhr er fünf Wochen mit dem Camper durch Norwegen. Da-zu haben sich er und seine Partnerin Karina Cyris – ebenfalls Mitarbeiterin im St. Aldegundis – sechs Wochen Urlaub am Stück genommen. „Als Angestellter ist das normalerweise kaum möglich“, sagt Bertram Büchel. Bei der Caritas geht es doch – mit dem so genannten Caritas-Flex-Konto, das 2016 im Rhein-Kreis Neuss eingeführt wurde. Jetzt gehören sie mit zu den Ersten, die davon profitieren.
„Ich arbeite gern, aber es ist auch wichtig, den eigenen Akku einmal gründlich aufzuladen“, findet Büchel. Im Sommer hat er mit seiner Partnerin die über 2.500 Kilometer lange Küste Norwegens mit ihren Fjorden sowie die Wälder und Seen des Inlands erkundet. Sechs Wochen Urlaub am Stück „das ist Luxus“, weiß der 60-Jährige. Bertram Büchel und Karina Cyris nutzen – wie 140 andere Mitarbeiter der Caritas im Rhein-Kreis Neuss – das sogenannte Caritas-Flex-Konto, mit dem sich Urlaubs- und Arbeitszeit flexibel gestalten lassen. „Arbeitnehmer haben heute sehr individuelle Pläne für ihr Leben. Es gibt viele Aspekte, die mit dem Arbeitsleben in Einklang zu bringen sind: Familie, Freizeit, Weiterbildung. Damit das gelingt, brauchen sie Flexibilität bei der Gestaltung ihrer Lebensarbeitszeit“, erklärt Petra Hesse-Großmann, Leiterin des Personalmanagements. „Das Caritas-Flex-Konto ist ein gutes Argument, um Mitarbeiter zu binden, aber auch ein Anreiz, um neue zu gewinnen. Mitarbeiter, die ihre persönlichen Lebenspläne mit der Arbeit vereinbaren können, sind motivierter und zufriedener“, so die Personalleiterin weiter. Bei dem Lebensarbeitszeit-Modell investieren Mitarbeiter einen Teil ihres Gehaltes oder überstunden. Dies wird auf das Zeitkonto gutgeschrieben. Nach den ersten drei Jahren kann der Mitarbeiter dann aus dem angesparten Guthaben seine individuelle Freistellung finanzieren. „Das Modell wird immer beliebter“, so Petra Hesse-Großmann. Demnächst werde man wieder sieben Beratungsgespräche mit Interessierten führen. Nicht jeder Mitarbeiter nutzt die angesparte Zeit für zusätzliche Urlaubstage. Viele sparen für einen früheren Renteneintritt.
Zwei davon sind Annegreth Grüll und Norbert Stratmann. Beide leiteten die Caritas-Pflegestation Neuss-Mitte bis die-se zum vergangenen Jahreswechsel mit der Station Neuss-Nord zusammengelegt wurde. Nun sorgen sie für einen fließenden übergang in Zusammenarbeit mit der neuen Leitung. Dank des Caritas-Flex-Kontos können beide drei Monate früher in den Ruhestand gehen – Grüll Ende November, Stratmann Anfang 2020, jeweils mit 63 Jahren. „Wir haben beide über viele Jahre sehr gerne in Leitungspositionen gearbeitet“, erzählt Stratmann. Mit dem Alter merke man jedoch, dass die Verantwortung zunehmend schwerer wiege. Freie Zeit werde immer wichtiger, so Stratmann weiter. „Deshalb finde ich das Caritas-Flex-Konto eine richtig gute Sache“, ergänzt Grüll. Die Krefelderin und der Düsseldorfer finden es schade, dass das Flex-Konto nicht schon früher angeboten wurde. Es sei wunderbar, um flexibel et-was anzusparen und etwa Beruf und Familie besser unter einen Hut zu bringen. Für Bertram Büchel und seine Partnerin war die Reise nach Norwegen erst der Anfang. Er will jedes Jahr einen Monat Zeit ansparen, denn auf seiner Wunschliste stehen weitere Urlaube ohne Zeitdruck – wie etwa nach Neuseeland oder auch auf die iberische Halbinsel.
