In der kommenden Ausstellung der Galerie amschatzhaus lässt die in Göttingen geborene Künstlerin Odine Lang die Natur sprechen. Unter dem Titel „Betreffs der Natur“, einem Fragment aus Ernst Meisters Gedicht „Es war Mai“ zeigt die Dozentin für KUNSTgeragogik Arbeiten, die ein Spiegel ihrer Auseinandersetzung mit der Natur sind. „Für mich ist die Natur eine Inspirationsquelle mit einem unerschöpflichen Formenschatz, den Wandlungs- und Wachstumsprozessen, der Fragilität, den komplexen Zusammenhängen der unterschiedlichen Lebensformen und ihrer Umwelt.“ Und diese Verhältnis spiegelt sich in ihrer Phantasiewelt aus zarten Zeichnungen, Drahtobjekten, Skizzen und Zetteln wieder, die Odine Lang geradezu wissenschaftlich akribisch anordnet.
Im künstlerischen Kosmos der Künstlerin fühlt man sich wie in einem naturkundlichen Raritätenkabinett. Gekonnt kombiniert Lang kleine Objektbücher mit Pflanzenornamenten, lässt imposante Rauminstallationen zu Nachbarn skurriler Raupen, Kraken oder Krabbeltieren werden und jongliert dabei spielerisch mit dem Spektrum der Ornamente, das die Natur in all ihrer Vielfalt zur Verfügung stellt. Odine Lang’s Metarmorphosen der Pflanzen- und Tierwelt sind große und kleine Objekte aus Eisendraht, bespannt mit Japanpapier, das in mehreren Arbeitsschritten aufgeleimt wird. Durch diesen Prozess entsteht eine fleckenartige Rostbildung, die natürlich und lebensnahe anmutet, so, als seien die Tiere geradewegs aus der Natur in die Räume gesprungen oder die Pflanzen gar vor Ort gewachsen. Natürliche .berzüge mit Leinöl, Schellack, Tee oder Wachs verstärken diesen Eindruck, der von Odine Lang künstlich gesteuert wird. „Meine Beschäftigung mit meinem Herbarium und das wissenschaftsnahe Bestimmen von Pflanzen hat meinen Blick geschärft für die feinen Unterschiede und die ökologischen Zusammenhänge. Dabei staune ich über Migration (neu eingewanderte Pflanzen), über manipulierte Pflanzen (Hybride) und wie sich die nicht gezielt kultivierte Natur in meiner Umgebung verändert hat. So zeige ich erstmals nicht nur Artefakte mit Bezug zur Natur, sondern auch Arbeiten aus meiner Recherche. Besonders wichtig sind mir in diesem Zusammenhang auch Textfragmente, die ich – gemeinsam mit den Zeichnungen – zeige.“
Odine Lang ist eine Forscherin. Sie erschafft eine pflanzliche Parallelwelt und katalogisiert ihre floralen Wesen, ganz im Sinne der Naturforschung. Die kleinste Samenkapsel klassifiziert sie und lässt doch ständig neue Kunstformen entstehen. Auf diese Weise inszeniert sie einen intensiven Dialog zwischen den „bekannten Unbekannten“ und dem Betrachter, dessen Blick stetig für ihre phantasievolle Formenwelt geschärft wird. Mit der spektakulären Karamellinstallation „Leaves“ im vorderen Raum der Galerie, macht Odine Lang die Veränderungsprozesse, die in der Natur ständig stattfinden, direkt erlebbar. Drahtobjekte werden mit Karamell gefüllt, das in Abhängigkeit von Bewegungsschwankungen und Temperaturunterschieden, auf den Boden tropft. Es enstehen künstlerisch abstrakte neue Formen, die wieder Grundlage zu weiteren Metamorphosen in ihrem sensiblen Kosmos werden. Odine Lang verwandelt die Galerie amschatzhaus in ein biologisches Forschungslabor voller Mutationen in den schönsten Formen. Ihrer ästhetischen Kraft und der dynamischen Lebendigkeit stehen geballte Zartheit in der Strich- und Linienführung der Zeichnungen und Objekte gegenüber.
Eine Portion fomalen Witzes trifft auf schwebende Schattenbilder. Kurz: Nichts weniger als ein Feuerwerk der ästhetischen Unendlichkeiten erwartet den Besucher bei der Ausstellung „Betreffs der Natur“, die am 2. Juni 2018 um 16.30h in Neuss-Holzheim eröffnet wird.
Vernissage: Samstag, 02. Juni 2018 um 16.30h
Ausstellungsdauer 02.06. – 15.07.2018 | täglich nach telefonischer Vereinbarung geöffnet
Finissage: Samstag, der 14. Juli 2018 um 16.30h
Kirsten Adamek | amschatzhaus